Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonia concertante KV 297b
1. Allegro
2. Adagio
3. Andantino con Variazioni – Adagio – Allegro
Was soll man zu ihm noch sagen? Er, dessen Musik die Herzen eines jeden Musikliebhabers höher schlagen lässt! Natürlich ist von Wolfgang Amadeus Mozart die Rede, der es, wie kaum ein anderer, geschafft hat, in nahezu jeder musikalischen Gattung zu überzeugen.
Am heutigen Abend wollen wir uns der Sinfonia concertante zuwenden, einer Gattung, die Elemente des Divertimento, der Serenade und des Solokonzertes miteinander verschmelzt. In den Jahren zwischen 1770 und 1825, der Zeit der Hochklassik, konnte sich diese neue Kompositionsweise etablieren, da nun der Konzertbetrieb begann, sich von den Veranstaltungen an den Fürstenhöfen zu separieren und öff entliche Orte zur Auff ührung zu nutzen. Ein zweiter Grund für die Entstehung dieser neuen Gattung war der Umstand, dass zur gleichen Zeit die technische Entwicklung im Bereich des Musikinstrumentenbaus stetig voran schritt. Insbesondere die Blasinstrumente erlebten eine Renaissance. Bläsersolisten, die hauptsächlich in den musikalischen Zentren Europas wie Wien, Paris oder München zu fi nden waren, wollten nun auch auf ihre Kosten kommen und verlangten geradezu nach entsprechenden Kompositionen.
Aber nicht nur Mozart bediente diese Ansprüche, viele andere probierten sich ebenfalls an der Sinfonia concertante, so bspw. Carl Stamitz, Johann Christian Bach oder Joseph Haydn, um nur die drei berühmtensten zu nennen.
Die heute erklingende Sinfonie in Es-Dur komponierte Mozart im Jahre 1778 in Paris, nachdem er seine Stellung in Salzburg gekündigt und in den Städten Augsburg, München und Mannheim vergeblich nach adäquaten Anstellungen gesucht hatte. In Frankreich nun nutzte er die Chance, die Joseph Legros, Leiter des Concert spirituel, ihm bot. Dieser beauftragte Mozart mit der Komposition einer Sinfonia concertante mit solistischer Bläserbesetzung. Mozart fackelte nicht lange und griff zur Feder. Konkret sollten die vier Bläser des bekannten Mannheimer Orchesters, die mit Mozart zusammen nach Paris gereist waren, bei der Komposition berücksichtigt werden.
In einem Brief an den Vater vom 5. April 1778 heißt es: „Nun werde ich eine sinfonie concertante machen, für flauto Wendling, oboe Ramm, Punto waldhorn, und Ritter fagott.“ Doch vergebens war zunächst die mühevolle Arbeit, denn zur Auff ührung sollte es nicht kommen. Eine Intrige war der Grund, denn statt des Mozartschen Werkes wurde eine Sinfonia concertante von Giovanni Giuseppe Cambini gegeben. Allerdings war die Arbeit wenigstens finanziell kein völliger Misserfolg. Le Gros kaufte später Mozart das Stück ab, führte es allerdings niemals auf. Doch Le Gros hatte das Genie Mozart unterschätzt. Wie uns Dr. Wolfgang Doebel wissen lässt, schrieb Mozart am 3. Oktober 1778 an seinen Vater: „Er glaubt, daß er sie [die Sinfonia concertante] alleine besitzt, aber das stimmt nicht, ich habe sie noch frisch in meinem Gedächtnis und sobald ich nach Hause komme, werde ich sie wieder aufschreiben.“
Anscheinend ist dies jedoch nicht passiert. Es wartete andere Arbeit auf ihn, so dass Mozart wohl selber später nicht mehr daran dachte. Das Notenmaterial steht uns heute dennoch zur Verfügung, wenn auch nicht zu einhundert Prozent geklärt ist, ob die Sinfonie, wie wir sie heute kennen und spielen, tatsächlich in Gänze aus Mozarts Feder stammt.
Derartige Unsicherheiten sind aber nicht untypisch für Kompositionen des 18. Jahrhunderts. Viele Werke wurden anderen Familienmitgliedern oder auch Schülern der Komponisten zugeschrieben. Ständig musste Neues geliefert werden, man bediente sich auch schon einmal stellenweise an bereits vorhandenem. Originale gingen oftmals verloren. Dennoch spricht vieles dafür, dass die Sinfonie aus des Meisters Feder stammt, so die Lebendigkeit der Musik und der Umgang mit den vier Solostimmen. Allerdings gibt es auch Gegenargumente wie jenes, dass alle Sätze in derselben Tonart komponiert sind. Mozart war bereits 77 Jahre tot, als die Sinfonie in einer Abschrift unbekannter Herkunft, nicht im Autograph, in der Berliner Hofbibliothek gefunden wurde, und zwar in der bekannten Besetzung, die allerdings möglicherweise nicht die ursprüngliche war. Musikwissenschaftler halten es für möglich, dass es sich bei der Partitur um eine Bearbeitung der Sinfonia concertante für Flöte, Oboe, Horn und Fagott handelt, die Mozart im Jahre 1778 in Paris komponierte, und die bis heute verschollen ist.
Doch wem auch immer die Musik letztendlich zuzuschreiben ist, das Stück macht Mozart alle Ehre. Das spritzige Allegro des ersten Satzes nimmt uns von Beginn an gefangen und die auskomponierte Kadenz zeugt von kompositorischer Meisterschaft. Das Andante des zweiten Satzes entwickelt eine gesangliche Eleganz und melodiöse Schönheit, die abgelöst wird von einem schlichten Thema im dritten Satz, einem Andantino. Ein volkstümliches Thema wird hierbei über zehn Variationen hinweg geführt. Für die Solisten bietet diese Sinfonia concertante viele Herausforderungen, um die Partien in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen zu lassen, aber auch für das Orchester hält sie wunderbare Aufgaben bereit.
Text: Dagmar Claaßen