Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonie F-Dur KV 112
1. Allegro
2. Andante
3. Minuetto
4. Molto allegro
Sinfonie G-Dur KV 129
1. Allegro maestoso
2. Andante
3. Allegro
Einen bedeutenden Anteil an Mozarts Bild vom Wunderkind hatte Otto Jahn mit seiner Biographie über diesen wohl außergewöhnlichsten Künstler seiner Zeit. In seinen Texten verschmelzen Schöpfung und Persönlichkeit zu einer untrennbaren Einheit. Diese idealisierte Grundanschauung ist auch noch in der heutigen Literatur präsent, obwohl sie nachweislich auf den romantischen Zeitgeist Otto Jahns zurückgeht.
Schon im Alter von vier Jahren unterrichtete Vater Leopold seine beiden Kinder Nannerl und Amadeus in Komposition und Klavier. Er war wohl einer der ersten, der das außergewöhnliche Talent seines Sohnes erkannte. Mozarts erste Kompositionen entstanden vermutlich 1761. Ein Jahr später, 1762, trat der junge Künstler zum ersten Mal öffentlich auf. Darauf folgten viele Konzertreisen, die die beiden Wunderkinder u.a. nach Paris führten. Traten sie sonst zumeist an adligen Höfen auf, gaben sie hier auch ein öffentliches Konzert. Jedoch sind die damaligen Aufführungen keineswegs vergleichbar mit unserem heutigen Konzertverständnis. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es üblich, Programme durch besondere Attraktionen interessant zu machen. Dazu gehörte auch das kindliche Alter der beiden Aufführenden.
Mozarts Kompositionen unterlagen einem stetigen Wandel. Während er als Kind mit bewundernswerter Aufgeschlossenheit und erstaunlicher Geschwindigkeit Anregungen von außen aufnahm und diese musikalisch verarbeitete, sind seine späteren Kompositionen von ganz eigener Art. Viele seiner Jugendwerke sind Einrichtungen oder Umarbeitungen fremder Vorlagen. Mozart selbst bekannte 1778 in einem Brief an seinen Vater: „denn ich kann so ziemlich, wie sie wissen, alle art und styl vom Compostitions annehmen und nachahmen“.
Der Vater erzog seinen Sohn streng nach der Anschauung, „dass ein junger Musiker für jene Leute schrieb, denen er als musikalischer Kammerdiener aufwartete“. Da Mozart in höfischen Kreisen aufwuchs, waren seine kindlichen Kompositionen vor allem einflussreichen Leuten gewidmet. Später ermunterte ihn sein Verleger immer wieder dazu: Schreib populär, sonst kann ich nichts mehr von dir drucken und bezahlen“. Diesem nicht nur finanziellen Druck musste sich Mozart immer wieder stellen. Doch trotz der ständigen Ermahnungen des Vaters entwickelte er sich musikalisch weiter. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der neuen musikalischen Haltung und des Lebensgefühls des erstarkten europäischen Bürgertums führte zu einem typischen Generationskonfl ikt und letztlich zum Zerwürfnis mit dem Vater, der mit Unverständnis auf die neue Schaff ensweise und Kompositionsart seines Sohnes reagierte.
Die Sinfonien KV 112 und KV 129 entstanden beide noch unter der Obhut Leopold Mozarts. So verwundert es nicht, dass vom Titel der Sinfonie KV 112 „Sinfonia del Sigre Cacaliere Wolfgango Amadeo Mozart á Milano 2 di Novemb. 1771“ Wolfgang nur das erste Wort und Leopold Mozart den Rest schrieb. Beide Sinfonien sind im Wesentlichen durch süddeutsche und italienische Stilelemente geprägt. Der Einfluss Joseph und Michael Haydns ist deutlich spürbar.
Die Sinfonie F-Dur KV 112 und ein Divertimento komponierte Mozart im Jahr 1771 in Mailand während seiner zweiten Italienreise im Jahr 1771. Ob er sie als Auftragswerk oder für eine Akademie schrieb, ist nicht bekannt. Einigen Kritikern standen diese Kompositionen trotz deutlich spürbarem italienischen Zeitgeschmack noch zu sehr unter deutschem Einfluss. Neu ist, dass insbesondere die Bläser zunehmend eine eigenständige Rolle übernehmen, auch wenn Mozart zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Meisterschaft Haydns in diesem Punkt erreicht.
Im Dezember 1771 kehrte Mozart mit seinem Vater nach Salzburg zurück. Nach der Komposition der Festoper Il sogno di Scipione entstanden in der folgenden Zeit acht Sinfonien, drei dreisätzige Divertimenti und ein sechssätziges Divertimento.
Die Sinfonien KV 128 und KV 129 bilden ein Werkpaar, da sie beide, neben derselben „kleinen“ Besetzung, dreisätzige Sinfonien ohne Menuett sind. Beide sind nach italienischem Gusto komponiert. So beginnt die Sinfonie KV 129 ouvertürenhaft im lombardischen Rhythmus. Diese Werke stehen für den Beginn seines Weges zu jugendlicher Meisterschaft. Heute wird dieser Lebensabschnitt zu den bedeutendsten in seinem musikalischen Schaffen gezählt.