J.S. Bach (1656-1750)
Suite Nr. 2 in h-mol l für Flöte und Orchester (1738/39)
1. Ouverture
2. Rondeau
3. Sarabande
4. Bourrée I
5. Bourrée II
6. Polonaise
7. Double
8. Menuett
9. Badinerie
Zu den Bachschen Orchestersuiten wurde wohl nie wirklich getanzt, aber man schätzte im Barock den Abwechslungsreichtum dieser Musik. Seine Suiten komponierte Johann Sebastian Bach wohl für den Köthener Hof, der glanzvolle, wenig geistliche Musik durchaus liebte. Johann Sebastian Bach hatte nach zweijähriger Pause 1739 wieder die Leitung des Collegium Musicum übernommen, so dass der Gedanke naheliegt, dass er das Werk bei einem seiner legendären Leipziger Kaffeehauskonzerte zu Gehör brachte, wo das Publikum die Musik zu einem Stück Torte und einem Heißgetränk genoss.
Wie wir es bei so vielen der Bachschen Instrumentalwerke feststellen dürfen, ist auch für die Suite in h-moll für Flöte und Orchester keine autographe Partitur mehr vorhanden, wohl aber Stimmen aus den Jahren 1738/39.
Herr Bach macht es uns nicht immer einfach, was die Rekonstruktion und die ursprüngliche Besetzung einzelner Instrumentalstücke angeht. So vermuten Wissenschaftler auch bei dieser Suite, dass es eine vorangegangene Version in a-Moll gab.
So wie das Doppelkonzert für Violine und Oboe als Version für Cembali überliefert ist, so geht man bei der Suite für Flöte und Orchester von einer Originalfassung nur für Streicher aus, bei der die solistische Bourrée II vermutlich noch gefehlt hat.
Bach war stets bereit, konventionell vorgegebene Grenzen zu überschreiten. So scheute er sich auch niemals, vorgefundenes Material noch eingehender zu bearbeiten, wobei es für ihn kaum eine Rolle spielte, ob es sich um sein eigenes Schaffen oder das eines anderen Komponisten handelte.
Bei den Baschen Orchestersuiten handelt es sich durchweg um eine Folge von Tanzsätzen mit einer vorangestellten Ouverture. Diese Ouverture nimmt meist eine sehr prägnante Stellung innerhalb des Werkes ein, so auch in der Suite Nr. 2 in h-moll.
Allerdings tritt die Flöte in diesem einleitenden Satz noch nicht so stark als Soloinstrument hervor, vielmehr orientiert sie sich stark an der Violinstimme, ist quasi eine Dopplung derselben. Ein folgendes Fugatothema wird in der Exposition durch alle Stimmen geführt, bevor das erste Zwischenspiel der Flöte als Soloinstrument erklingt. Im Schlussteil der Ouvertüre lässt sich das Anfangsthema deutlich wieder erkennen, das kontrapunktisch durch alle Streicher führt.
Die Reihenfolge der nun folgenden Tänze ist frei gewählt und entspricht keiner festen Tanzfolge. So „fehlen“ beispielsweise eine Allemande, eine Courante oder eine Gigue, wie wir sie traditionell bei einer barocken Suite erwarten. Die Tänze Bourrée und Polonaise enthalten jeweils einen zweiten Satz, in dem die solistische Virtuosität der Flöte voll zur Geltung kommt. Die Umrahmung durch eine Sarabande und ein Menuett lassen die Flöte wieder als Parallelstimme zur Violine etwas zurücktreten. Auch das vorangestellte Rondeau nimmt die Bedeutung der Flöte eher zurück, in den Vordergrund treten die Mittelstimmen mit kontrastierenden Passagen. Die abschließende Badinerie setzt dann wieder auf die Flöte als Soloinstrument. Dieser Satz zählt wohl den bekanntesten Einzelsätzen der Barockmusik.
Auch wenn wir auf die im Leipziger Kaff eehaus üblichen Gaumenfreuden am heutigen Abend verzichten, so möchten wir Sie doch einladen, diese Musik mit (fast) all Ihren Sinnen zu genießen.