FAUSTdick auf die Ohren – mit Mozart, Respighi, Elgar und Sibelius

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Klavierkonzert Nr. 13 in C-Dur KV 415

1. Allegro
2. Andante
3. Allegro

Das 13. Klavierkonzert des großen Meisters gehört zu den Konzerten, die in Wien entstanden und wurde speziell für das dortige Publikum komponiert. Mozart schrieb es für seine eigenen Konzertauftritte und hatte bei der Komposition neben allen musikalischen Ambitionen auch den fnanziellen Aspekt im Blick. Wichtig war ihm, die breite Masse der Zuhörer zu erreichen, ohne die wahren Musikkenner zu enttäuschen. An seinen Vater schrieb er: „Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht. Sie sind sehr brillant – angenehm in die Ohren – natürlich ohne in das Leere zu fallen …“

Worin unterscheidet sich dieses Konzert von den anderen beiden, die gemeinhin in einer Triologie zusammengefasst werden? Ein besonderes Charakteristikum dieses Werkes ist die Anlage des Orchesters. Im Vergleich zum 11. und 12. Klavierkonzert ist hier ein größeres Orchester angelegt, das sich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Besetzung mit Pauken und Trompeten auszeichnet, eine Besetzung, die aber eine Ausnahme in seinem weiteren Schaffen bleiben soll. Die Komposition scheint Mozart nicht ganz so leicht gefallen zu sein, wie wir es von ihm sonst zu wissen glauben. Der Komponisten legte mehrfach Skizzen an, bevor er zur endgültigen Fassung fand. Wirkt der erste Satz zu Beginn majestätisch mit seinem marschartigen Charakter und den Trompeteneinsätzen, so wird ihm im zweiten Thema ein eher nachdenklicher, leiserer Zug verliehen. In Durchführung und Reprise dann wird das Hauptthehma unter Auslassung des Solisten vom Orchester aufgenommen.

Das anschließende Andante wird geprägt durch fließende Bewegungen und liedhafte Elemente, die sich in einem dreiteiligen Aufbau wiederfinden.Komplizierter wird es dann noch einmal im abschließenden Rondo. Hervorstechend ist hier ein zweimaliger Adagio-Einschub, den Mozart in Moll komponiert hat und der im Kontrast zum anfänglichen heiteren C-Dur-Thema sehr emotional wirkt. Der Satz endet dann auch in einem gedämpften Piano. Uraufgeführt wurde das Konzert am 23. März 1783 im alten Wiener Burgtheater.

Adagio und Fuge c-Moll KV 546

Auch wenn Bach und Mozart selten in einen Topf geworfen werden, so hat ersterer in diesem Mozartschen Werk definitiv seine Spuren hinterlassen. In einem Brief schreibt Mozart 1782 über den Musikfreund und seinen Förderer Baron Gottfried van Swieten: Ich gehe alle Sonntage um 12 uhr zum Baron von Suiten – und da wird nichtsgespiellt als Händl und Bach“. In der Bibliothek des Barons findet Mozart Partituren Bachs, die er zu Studienzwecken ausleihen darf. Die intensive Auseinandersetzung mit dieser Musik zeigt sich in den zahlreichen Skizzen und unvollendeten Entwürfen, die Mozart während dieser Zeit anfertigte.

Nicht zur Seite legte er die Fuge für zwei Klaviere in c- Moll, die er im Jahre 1783 komponierte. Erst fünf Jahre später bearbeitete Mozart sie für Streicher und stellte ihr eine majestätische Adagio-Einleitung voran. Kühn wirkt dieses 50-taktige Präludium, das mit den Harmonien spielt, bevor Mozart in der Fuge zeigt, was ihn bei Bach so beeindruckt hat. Das Thema wird durch verschiedene Tonarten geführt, wobei er es immer wieder umkehrt und spiegelt. Nichts Langweiliges oder Trockenes – eine Gefahr, der die Fuge schnell ausgesetzt sein kann – findet sich in dieser Komposition. Hier brilliert Mozart mit allen Techniken, die er sich durch die Beschäftigung mit den Werken Bachs und Händels angeeignet hatte. Es spricht wohl für sich, dass Beethoven von der Konzeption dieser Fuge so angetan war, dass er sie zum intensiveren Studium sogar abschrieb.

 

Ottorino Respighi (1876 – 1936)

Antiche Danze ed Ario per liuto

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts überkam Ottorino Respighi der Drang, zu seinen – den italienischen – musikalischen Wurzeln zurückzufinden. Nicht unerheblich verdanken wir diesem Komponisten die Wiederentdeckung der alten Musik. Doch imitierte Resphigi nicht einfach den „alten Stil“, sondern kleidete die ihm zugrunde liegenden Melodien in neue musikalische Formen. Wunderbare Beispiele für Kompositionen aus dieser Zeit sind die Antiche Danze ed Ario per liuto. Geschrieben wurden diese alten Tänze und Weisen für die Laute.

Entstanden sind diese Kompositionen in den Jahren 1917, 1923 und 1931. Resphigi war aber nicht ausschließlich an der Erschaffung neuer Klangerlebnisse mit Elementen alter Traditionen interessiert; er legte auch stets sehr viel Wert auf die Einbindung von historischen Themen. Bunt sollte sie sein, seine Musik, und ausdrucksstark, Wirkungen, die er durch eine raffinierte Instrumentierung erreichte. Grundlage für seine Orchestersuiten bildeten Gitarrenund Lautenmusiken des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter Tabulaturen von Vincenzo Galilei, dessen Vater der berühmte Galileo Galilei war.

Variationen und Wiederholungen prägen die oft sehr kurzen Stücke. Beginnt die erste Suite mit einer Ballettmusik, so setzt die eher melancholische und nur mit Streichern besetzte Siciliana der 3. Suite hierzu einen wirkungsvollen Kontrast. Lassen wir uns einfangen von Stimmungswechseln zwischen friedlich und furios, von Rhythmen zwischen

 

Edward Elgar (1857 – 11934)

Elegie für Streicher op.58

Edward Elgar konnte ganz groß und pompös komponieren – man denke nur an die Pomp and Circumstance Marches – er widmete sich aber auch sein gesamtes Komponistenleben lang den kleinbesetzteren Orchesterwerken. Ein bewegendes Beispiel für ein solches Werk stellt die Elegie op. 58 für Streicher dar, die Elgar im Jahre 1909 komponierte und die sich bis heute neben der spritzigen Serenade op. 20 und der virtuosen Indroduktion und Allegro op. 47 beim Publikum durchsetzt.

Gerade die kleinen Erschaffungen sind es oft, die die persönlichste musikalische Aussage eines Komponisten beinhalten. Der Anlass zur Entstehung der Serenade allerdings ist ein wenig erbaulicher. Elgar nahm mit diesem Stück Abschied von dem Redakteur und teuren Freund August Jaeger, der sich von Beginn seiner Laufbahn an für den Musikschaffenden eingesetzt hatte. Nur 49 Jahre war Jaeger alt geworden, ehe er an der Schwindsucht starb, ein schwerer Schlag für Elgar.

Erstmalig zu Gehör gebracht wurde die Elegie am 13. Juli 1909 im Londoner Mansion House. Sie trägt eine Widmung an den verstorbenen Rev. R. J. Haddon von der Worshipful Company of Musicians. Der Reverend hatte einige Jahre zuvor Elgar die Ehrendoktorwürde verliehen. Im darauf folgenden Jahr erschien die Elegie bei Novello als Partitur, Stimmensatz und Orgelbearbeitung. Elgar selber spielte das Werk am 29. August 1933 zusammen mit der Serenade auf Schallplatte ein, ein Zeichen, dass der Komponist auch noch viele Jahre nach der Uraufführung zu dieser Komposition stand, was durchaus nicht auf alle seine Werke zutraf. Bis heute finden wir diese innige Elegie auf den Konzertprogrammen

 

Jean Sibelius (1865-1957)

Romanze in C, op. 42 (1903)

Sibelius schrieb diese gerade einmal fünf Minuten dauernde Miniature im Jahre 1903 zwischen zwei Versionen seines beliebten Violinkonzertes. Anders als das Konzert rührt der Charme dieser Romanze von einer recht simplen charakteristischen Melodie mit dem sehr geradlinigen Einsatz des Streichorchesters.
Während er an dem Werk schrieb, kämpft e der Komponist in einer finanziell recht turbulenten Zeit. Eine Situation, die in seiner ersten Lebenshälft e nicht ganz ungewöhnlich war. Die Einführung einiger Copyright Gesetze Jahre später erleichterte ihm das Leben in dieser Hinsicht sehr. Trotz anfänglicher Geldsorgen sah Sibelius später auf diese Periode als eine Zeit der Freude zurück. Er arbeitete noch im romantischen Stil seiner frühen Werke, teilweise beeinflusst durch Tschaikowsky und Grieg. In dem Jahrzehnt, das der Komposition der Romanze folgte, wurden seine Werke etwas ernster. Ein Trend, der besonders von der vierten Symphonie an deutlich hörbar wird. Es wurde angenommen, dass diese Ernsthaft igkeit aus gesundheitlichen Einschränkungen resultierte. Andere Stimmen besagen, dass es doch eher tiefere musikalische und spirituelle Kräfte waren, die hier zutage traten.

Opus 42 war ursprünglich mit „Andante“ überschrieben und trug den Namen die ersten fünf Jahre seiner Existenz. Den Impuls, die Bezeichnung zu ändern, erhielt er, als ihm im Rahmen einer Werksbesprechung ein Titel wie „Nocturne“ oder „Romanze“ als angemessener nahegelegt wurde. Sibelius nahm sich diese Kritik möglicherweise zu Herzen und änderte dann tatsächlich die Bezeichnung in „Romanze“. Vielleicht lag der Hauptgrund für diese Einsicht aber auch darin, dass er im Jahre 1908 eine Veröff entlichung des Stückes forcieren wollte. Wenn allein eine Titeländerung dies würde bewirken können, dann war dies wohl ein Kompromiss, den Sibelius durchaus einzugehen bereit war.

Die Romanze ist in drei Hauptgedanken unterteilt, einem langsamen Andante-Beginn, einen etwas schnelleren Mittelteil und zuletzt eine weitere langsame Passage. Sibelius mochte kurze, eff ektive Kompositionen, ihm lagen ausufernde Themen nicht. Auf die Frage, was er einem jungen Komponisten, der ihn um Rat bäte mit auf den Weg geben würde entgegnete Sibelius: „Schreibe nie eine unnötige Note, denn jede Note sollte ihr eigenes Leben haben.“